Die Kulturwirtschaft braucht ein eigenständiges Finanzierungssystem
Die Coronakrise hat gezeigt, dass die Kulturwirtschaft eine Sekundärwirtschaft ist, die nachrangig gegenüber der Allgemeinwirtschaft behandelt wird - siehe Corona-Brandbrief von der Kulturstaatsministerin Frau Monika Grütters vom 8.11.2020: Sofortige Hilfen für die Kulturszene an die Bundesländer.
Weiterhin hat sich auch gezeigt, dass die Kulturwirtschaft bei der Fördermittelvergabe - insbesondere bei den Coronahilfen - von den selben Regierungsinstitutionen für Kultur über die Mittelvergabe entscheidet, die auch landeseigene Kulturprojekte, entweder teilweise oder vollständig finanzieren.
Reine Kulturstaatsbetriebe profitieren ebenfalls davon, da viele Projektteile einer staatlichen Kulturproduktion von der freien Kulturwirtschaftsszene - meist temporär - betrieben werden und somit - von der selben Regierungsinstitution - gezielt Fördermittel indirekt für die eigene Kulturstaatsproduktion an "Freie" Mitwirkende ausgereicht werden.
Das führt zu interessengeleiteten Verzerrungen bei allen Kunst- und Kulturprojekten innerhalb der gesamten Kulturwirtschaft, egal ob sie nun teilweise, ganz staatlich oder vollständig privatwirtschaftlich finanziert werden.
Die Kulturwirtschaft ist in Deutschland bis zu 80% primär staatlich finanziert - was unter anderem dazu führt, dass wir z.B. mit rund 807 Bühnen, die höchste Bühnendichte weltweit haben - was wunderbar ist. Quelle:
https://www.statista.com/themen/1818/theater/
Aber im Schatten dieser mächtigen Kulturstaatswirtschaft kann nur eine spärliche unabhängige Kulturwirtschaft gedeihen, die zwar langsam zunehmend wächst, aber ihr Potential nicht voll entfalten kann.
Das führt dazu, dass in der unabhängigen Kulturwirtschaft prekäre Arbeitsverhältnisse entstehen, die aber ohne ausreichende Finanzierungsmöglichkeiten und Förderungen, keine wirtschaftlichen Perspektiven haben - dies sieht in der Allgemeinwirtschaft viel besser aus.
Was dringend fehlt, ist ein impulsgebendes unabhängiges Finanzierungssystem, auf die kulturwirtschaftlichen Besonderheiten der Branche abgestimmt, die überwiegend immaterielle Werte produziert.
Dies ist die Voraussetzung für eine unabhängige prosperierende Kulturwirtschaft, von der alle wirklich gut leben könnten - und vergleichbar in ihrem Wirken ist, wie in der Allgemeinwirtschaft.
Denn die Kulturlandschaft in Deutschland ist auf eine eigenständig wirtschaftende Kulturwirtschaftsbranche angewiesen, die ihre Kunst- und Kulturleistungen und Dienste den öffentlichen und staatlichen Kulturbetrieben der Länder und Kommunen, anbietet.
Leider sind die meisten Länder mit ihren Kommunen überschuldet und seit 2020 verpflichtet, die Schuldenbremse einzuhalten.
Das führte schon seit 2017 zu Einsparungen im Kunst- und Kulturbereich - trotz wachsender Diskussionsbedarfe in der politischen, sozialen und kulturellen Kommunikation zwischen Bürger und Staat. Was zurzeit zu den wachsenden Spannungen in der Gesellschaft führte und sogar das verabredete politische Modell, einer Demokratie, in Frage stellt.
Hier bedarf es also mehr Aktivitäten und einen Paradigmenwechsel in der Kulturlandschaft/-wirtschaft, was eine eigenwirtschaftliche Dynamik in der Branche entfalten würde und damit den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen gerecht werden könnte.
Darüber hinaus entwickelt die Branche der Kulturwirtschaft einen zunehmenden Output künstlerischer und kultureller Leistungen, insbesondere durch die Digitalisierung. Weiterhin führen zunehmend ausgefeilte Techniken und Software im Produktions- und Eventbereich zu neuen Produktionsformen, was unter den Begriff der Kreativwirtschaft fällt - mit der die Kulturwirtschaft eng verbunden ist.
Beide Branchen, die der Kulturwirtschaft und der Kreativwirtschaft haben ähnliche Eigenschaften, sie produzieren immaterielle Werte. Diese Werte der beiden Branchen machen mit 174,1 Milliarden EUR das sind 3,1% der gesamtwirtschaftlichen Leistungen BIP von Deutschland im Jahr 2019 aus, das ist mehr als die Chemiebranche des Landes. Quelle, Bericht des Bundes der KuK-Wirtschaft:
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Wirtschaft/monitoringbericht-kultur-und-kreativwirtschaft-2020-kurzfassung.pdf
Und dennoch gibt es kein finanzwirtschaftlich, bankenrechtlich anerkanntes Finanzierungsangebot, was den Bedürfnissen primär der Kulturwirtschaft, aber auch der Kreativwirtschaft entspricht, um zu einer aufblühenden Branche zu werden.
Die Genossenschaft Fairkultur hat sich genau aus diesem Grunde gegründet (eG Registereintragung 8/2018) und aufgemacht, um diese Lücke zu schließen und Finanzierungsmöglichkeiten für diese Branchen zu schaffen. Dies unter Aufsicht der Bundesbank, im Rahmen der Vorgaben der "Laufenden Überwachung" von 1/2019, die im Laufe des Jahres 2019 von der Genossenschaft umgesetzt wurde.
Somit kann jeder, mit Hilfe von Solidaranteilen (Geschäftsanteil einer eG), ein Projekt, über die gesamte Projektlaufzeit mitfinanzieren, zusammen mit Projektbetreiber.innen, Investoren, Anleger.innen, Unterstützern, Mitmachenden aus dem privaten und gesellschaftlichen Umkreis sowie aus der Wirtschaft und dem Öffentlichen Sektor: wie Kommunen, Kulturbetriebe, Kunst- oder Kulturprojekte.
Die Besonderheit von Fairkultur, man kann seinen Geschäftsanteil einem Kunst- und Kulturprojekt sowie Kreativprojekt zuweisen und somit direkt das Projekt mit seiner Finanzierung fördern - aber man kann auch mitmachen.
Das Besondere für Öffentliche Haushalte ist, Genossenschaftsanteile gelten als Aktiva und kommunalrechtlich sind Genossenschaften gewünscht - hinsichtlich demokratischer Prozesse.
Neue Wege der Finanzierung bedeuten auch - Fairkultur hat sich der Transparenz verschrieben und für die Projektentwicklung ein Online-Projekt-Desktop geschaffen, mit dem die Entwicklung eines Projektes für alle Beteiligten mitverfolgt und Anteil genommen werden kann.
Fairkultur vertritt mit diesen Mechanismen das Konzept einer solidarische Kulturwirtschaft, welche alle Beteiligten auf Augenhöhe zusammenführt und hat damit eine besondere Form - einer basisorientierten - Kulturarbeit entwickelt.
Wir haben dieses (Corona-) Jahr genutzt, um mit Experten des Banken- und Kapitalmarktrechtes sowie interessierten Experten aus Kunst und Kultur, uns auf den Weg zu machen, für die zukünftige Erlangung von BaFin-Lizenzen für die Genossenschaft Fairkultur. Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BaFin)
Hierfür wurde dieses Jahr das - Bank-Projekt - von Fairkultur ins Leben gerufen, welches die Entwicklung in der kommenden Zeit hin zur ersten Vollbank der Kulturwirtschaft und Kreativwirtschaft - mit den dazu erforderlichen BaFin-Lizenzen - vorantreibt.
Das Projekt kann nur gelingen, wenn sich Interessierte aus Gesellschaft, Kunst und Kultur, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft engagieren, um ein unabhängiges Finanzierungssystem von den Betroffenen, einer primären Kulturwirtschaft und mit ihr verbundenen Kreativwirtschaft, zu schaffen.
Alle die an einem eigenständigen Finanzierungssystem, für die Branche, interessiert sind, das freien Zugang zu allen Kapitalmärkten hat, sind recht herzlich eingeladen daran mitzuwirken.
Wir freuen uns über jede Frage/Anfrage von Interessenten: info@fairkultur.de oder +49(0) 30 68 400 422
Die jetzt schon Beteiligten und Interessenten können sich (zurzeit) in Videokonferenzen, über das FORUM von Fairkultur, informieren und mitmachen.
Es grüßt die Genossenschaft Fairkultur